top of page

Fürchtet euch nicht vor Brokkoli

Warum Cannabis besser ist als sein Ruf und keine Panik bei der Legalisierung bei Skeptikern ausbrechen sollte.

Ein Kommentar


„Cannabis ist kein Brokkoli.” Mit diesem Satz wurde die ehemalige Drogenbeauftragte Daniela Ludwig von der CDU zum „Meme.“ Ludwigs Aussage und die Einstellung, die dahintersteht, sind dabei stellvertretend für eine jahrzehntelange Drogenpolitik des Verteufelns und der Fehlinformation. Die neue Ampelkoalition hat bereits angekündigt, eine 180-Grad-Wendung in der Drogenpolitik einlegen zu wollen und Cannabis endlich zu legalisieren. Cannabis ist zwar kein Brokkoli, kann jedoch zu einer Bereicherung für uns alle werden.


Aus heutiger Sicht ist es schwer vorstellbar, dass es einmal in Deutschland Cannabis in den Apotheken legal und für jedermann zu kaufen gab. Tatsächlich war dies jedoch bis 1924 der Fall. Genutzt wurde Cannabis damals vor allem als hochwirksames natürliches Schmerzmittel. Warum genau Cannabis damals verboten wurde, lässt sich heute schwer nachvollziehen. Einige Cannabisbefürworter:innen gehen jedoch von einer großen Einmischung durch die Lobby der Pharmaindustrie aus. Laut Ihnen fürchtete diese um Umsatzeinbußen und Verdrängung eigener, künstlich hergestellter Produkte. Bis 1971 wurde der Cannabiskonsum geduldet, aber als Reaktion auf Legalisierungsforderungen der 68-Bewegung wurde auch das unter Strafe gestellt.


Gebracht hat das wenig. Statt abgeschreckt von Strafen und Verboten den Konsum einzustellen, steigt die Anzahl der Cannabiskonsument:innen stetig an. Sie ist laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die beliebteste Droge unter Erwachsenen und Jugendlichen. Jeder fünfte Jugendliche hat schon einmal Cannabis konsumiert, ein Anstieg von 50 Prozent allein in den letzten zehn Jahren. Cannabis ist zum Trend geworden. Das Hanfblatt auf Kleidung, Plakaten und Stickern begegnet uns überall im Alltag. Auch im Supermarkt findet man inzwischen THC-freie Cannabisprodukte.


Der Deutsche Hanfverband schätzt die illegal konsumierte Menge auf jährlich 200 bis 400 Tonnen. Der Schwarzmarkt boomt. Es gibt keine Kontrollmechanismen, was dazu führt, dass die Qualität sowie die Menge an enthaltenem THC stark variiert.

Die Gefahr, verunreinigtes Cannabis zu kaufen, ist hoch. Oft ist Cannabis mit Sand, Glas, Zucker oder Gewürzen gestreckt. Die Gesundheit der Konsumierenden wird dadurch unnötig gefährdet.


Eine Legalisierung würde nicht nur die Qualität und den enthaltenen THC-Gehalt sicherstellen, sie bildet auch die Voraussetzung für eine aktive Aufklärung und die Durchsetzung des Jugendschutzes. Mit ihr würden außerdem die ohnehin schon überlasteten Strafbehörden entlastet und den kriminellen Strukturen würde eine wichtige Einnahmequelle genommen werden. Statt Kriminellen könnten die Einnahmen der Gemeinschaft zugutekommen.



Hanfplantagenfunde der letzten 5 Jahre in Sachsen-Anhalt


Justus Haucap, Direktor des Düsseldorfer Instituts für Wettbewerbsökonomie der Heinrich-Heine-Universität, hat errechnet, dass die Freigabe von Cannabis allein dem Staat jährlich Einnahmen in Höhe von 4,7 Milliarden Euro bescheren würde. Darin berücksichtigt sind 1,8 Milliarden Euro aus einer Cannabissteuer, dazu kommen höhere Gewerbe-, Umsatz- und Lohnsteuereinnahmen sowie Sozialabgaben. Die kommende Legalisierung schafft 27 000 legale neue Arbeitsplätze.

Gleichzeitig spart der Staat bei Ausgaben für Strafverfolgung und Justiz unfassbare 1,4 Milliarden Euro. Geld und Ressourcen, die nach den Neuverschuldungen der Pandemie dringend benötigt werden. Einzig verbleibender großer Kritikpunkt der Legalisierung sind die Auswirkungen von Cannabis auf Jugendliche, denn ihr Risiko für eine Psychose steigt mit dem Konsum stark an. Die Studien und die Infografik zeigen es aber deutlich: Cannabis ist bereits überall. Eine Legalisierung ist deshalb dringend notwendig, um Konsument:innen zu schützen.


von Jolina Schlaß

9 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
Beitrag: Blog2_Post
bottom of page