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Großer Suchtfaktor, hohe Akzeptanz: Die Gefahren legaler Drogen

„Schicken Leute in den Bau fürs Grasrauchen, wow. Doch Alkohol zelebrieren mit Spots im TV“

Mit diesen Versen trifft Rapperin Nura in ihrem Song „Fair“ den Nagel auf den Kopf. Die illegalen Drogen sind immer die bösen. Dabei gibt es auch genügend Drogen und potenzielle Suchtauslöser auf der legalen Seite des Gesetzes. Legale Substanzen sind nicht risikofrei. Doch genau das wird oft vergessen. Wenn das Gesetz es erlaubt, kann es ja nicht so schlimm sein, oder? Doch, kann es.

Keine Droge ist in der Gesellschaft so tief verankert wie Alkohol. Ein Gläschen Wein zum Abendessen, ein Feierabendbier oder ein Besäufnis am Wochenende gehören bei vielen Menschen zur Normalität. Für viele also keine große Sache, es ist Alkohol. Doch die meisten wissen gar nicht, was Alkohol mit uns macht.

Wie wirkt Alkohol überhaupt?

Alkohol ist ein Zellgift, nahezu alle physiologischen Prozesse im Gehirn sind ein Angriffspunkt. Am stärksten betroffen sind Neurotransmitterübermittlungen und Rezeptorbindungen, die durch den Alkohol gehemmt werden. Das sorgt dafür, dass Signale in den Zellen nicht weitergeleitet oder fehlinterpretiert werden. Glückshormone werden freigesetzt und dem Körper wird vermittelt, dass er glücklich und ausgelassen ist. Alkohol macht also glücklich – klingt doch super?

Genau das ist die Information, auf die sich alle stürzen. Doch Carsten Greve, Masterabsolvent in molekularer Zellbiologie und Immunologie, erklärt, dass die negativen Seiten weitreichender seien als der Kater und die Gedächtnislücken am nächsten Tag. Das schlimme an Alkohol sei nicht nur der Konsum an sich, sondern auch die Abbauprodukte, die versuchen, nach einem Vollrausch unseren Körper wieder in den Normalzustand zu versetzen. Durch den Abbau in der Leber würden die Leberzellen beschädigt, der Fettstoffwechsel beeinträchtigt und Gehirnzellen absterben. Das schlimmste von allem: Alkohol verändert uns, lässt uns Dinge tun, die wir uns nüchtern nicht trauen würden und macht uns waghalsiger.


Zu Vino sag ich nie no

Jährlich sterben mehr als 73 000 Menschen in Deutschland an den Folgen von Alkoholkonsum. Trotz der vielen Toten, wird Alkohol als Muntermacher und Geschmacksexplosion beworben und somit die Menschen zum Kauf animiert. Wirtschaftlich ein Erfolg, moralisch eher fragwürdig. Immerhin: Alkohol darf nicht über Medien beworben werden, deren Inhalte für Kinder und Jugendliche bestimmt sind. Trotzdem beliefen sich die Werbekosten für alkoholische Getränke in Deutschland 2020 auf 477 Millionen Euro.

„Ein Bier geht noch, dann fahre ich los“ – ein Satz, den jeder von uns schon einmal gehört hat. Kein Wunder, schließlich ist das Autofahren bis 0,5 Promille auch noch erlaubt. Also kann bis 0,5 Promille ja noch nicht viel in und mit meinem Körper passieren, oder? Doch, kann es. Die Blutgefäße weiten sich, das Körpergefühl wird wärmer. Wahrnehmung und Schmerzempfindlichkeit nehmen ab, Koordination und Konzentration fallen uns zunehmend schwerer. Aber das sollte hinterm Steuer ja kein Problem sein, oder? Doch, ist es.


Mit Alkohol am Steuer gefährdet man nicht nur sich selbst, sondern auch seine Mitmenschen. 2020 gab es 31 540 Verkehrsunfälle bei denen mindestens ein:e Beteiligte:r unter Alkoholeinfluss stand, 156 Menschen sind dabei ums Leben gekommen, 15 491 wurden verletzt. Nicht alle dieser Unfälle fanden ausschließlich mit dem erlaubten Promillewert statt, einige hatten weitaus mehr Promille intus. Dass es überhaupt erlaubt ist, schürt bei einigen Menschen den Gedanken, dass ein paar Promille mehr auch keinen Unterschied machen würden. Doch das tun sie.

Es gibt in Deutschland noch eine weitere legale Droge, die noch mehr Tode und gesundheitliche Schäden zu verantworten hat. An keiner Droge sterben mehr Menschen als an den Folgen des Rauchens – etwa alle vier Minuten stirbt jemand deshalb.*4 Das macht 127 000 Tote jährlich.


Probleme lösen sich nicht in Rauch auf!

Jede:r vierte Erwachsene in Deutschland raucht. Schon bei Passivraucher:innen steigt das Risiko an Krebs und Herzkrankheiten zu erkranken oder einen Schlaganfall zu erleiden um 20 bis 30 Prozent. Für die richtigen Raucher:innen wird es noch schlimmer. In Tabak sind mehr als 4 800 Substanzen*5, davon sind allein 250 giftig oder gar krebserregend. Wenn wir Tabak verbrennen, entsteht Teer, der sich in der Lunge und den Atemwegen absetzt. Konsumiere eine Schachtel täglich für ein Jahr und du erhältst eine Überraschung: eine Tasse Teer in der Lunge!

Die Gesellschaft kostet der Tabakkonsum jährlich 97 Milliarden Euro*4, von denen bereits 28 Milliarden für die Behandlungskosten solcher Krankheiten benötigt werden. Milliarden Euro, die für die Behandlung von Krankheiten ausgegeben werden, die aufgrund des Konsums einer legalen Substanz entstehen. Klingt suspekt? Ist es auch.

Tabakwerbung wurde 2020 weitestgehend verboten und trotzdem sind Zigaretten an nahezu jeder Tankstelle und jedem Supermarkt zu finden. Keine offensive Werbung, aber sie sind ständig im Blick. Auch, wenn der Konsum in den letzten Jahren weniger geworden ist, ist die Nachfrage stets hoch, so wie die Akzeptanz in der Gesellschaft. Wieso? Das ist eine gute Frage.

Mit Präventionsarbeit will die Bundesregierung Sensibilität im Umgang mit Alkohol und Zigaretten vermitteln. Sie will die Nachfrage nach diesen Substanzen generell mindern und Betroffenen aus ihrer Sucht heraushelfen. Der Wille etwas zu ändern ist da. Doch die Zahlen zeigen, dass der Wille alleine nicht reicht. Zwar ist jeder seines (Un-)Glückes Schmied, trotzdem müssen deutliche Grenzen gezogen werden.


| von Christin Peters




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