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Muntermacher mit Suchtpotenzial?

Es ist das Getränk, von dem bereits große Autoren wie Hemingway und Kafka geschwärmt haben. Und genau wie ihre Romane hat es sich über die Jahre zu einem echten Klassiker entwickelt. Die Rede ist von Kaffee. Er ist der Muntermacher nach dem Aufstehen, unser täglicher Begleiter bei der Arbeit und immer noch ein absolutes Trend-Getränk. Viele Menschen können sich ein Leben ohne Kaffee einfach nicht mehr vorstellen. Aber wie viel Kaffee ist gesund und kann man von Koffein eigentlich abhängig werden?

Foto: Pixabay


162 Liter im Jahr. So hoch ist der Pro-Kopf Konsum von Kaffee in Deutschland laut einer Studie, die von brand eins Wissen im Auftrag von Tchibo herausgegeben wird. Die Erhebung macht deutlich, dass Kaffee eines der beliebtesten Getränke der deutschen Bevölkerung ist. Da kann selbst Bier mit 94,6 Litern im Vergleich nicht mithalten.

Neben dem Geschmack ist das Getränk vor allem wegen der Wirkung des enthaltenen Koffeins beliebt. Aber was genau passiert eigentlich im Körper, wenn man Koffein konsumiert und wie kommt es dazu, dass das Müdigkeitsgefühl ausbleibt? Dafür muss man erst einmal verstehen, was Koffein eigentlich ist. Koffein ist in der Chemie unter der Stoffbezeichnung 1,3,7-Trimethylxanthine bekannt. Bei dem Stoff handelt es sich zudem um eine psychoaktive Substanz, „weil er eine stimulierende Wirkung auf die Nervenzellen hat, speziell im Gehirn”, erklärt Carsten Greve, der seinen Master in molekularer Zellbiologie und Immunologie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen gemacht hat. Koffein werde vor allem durch die Schleimhäute aufgenommen und anschließend im Dünndarm resorbiert. „Danach gelangt es ins Blut und verteilt sich schnell im ganzen Körper”, führt Greve weiter aus. Abhängig davon wie voll der Magen ist, dauert dieser Prozess zwischen 15 und 20 Minuten.

Im Blutkreislauf angekommen, hat der Stoff unterschiedliche Auswirkungen auf den Körper. Koffein wirkt, indem es sich an Muskelfasern ansetzt, die sich infolgedessen zusammenziehen. „Dadurch bekommt man einen höheren Blutdruck. Der hält sich aber nicht sehr lange auf dem Niveau, sondern geht nach ein, zwei Stunden langsam wieder runter”, erläutert Greve. Außerdem greift Koffein in den Stoffwechsel der Zellen ein und fördert dort zum Beispiel den Fettabbau. „Das heißt nicht, dass es beim Abnehmen hilft, sondern nur, dass der Prozess, wie die Zelle ihre Energie bekommt, verändert wird”, fügt Greve zum Verständnis hinzu. Die wichtigste Auswirkung hat der Stoff jedoch im Gehirn. Im Gehirn erhöht sich im Laufe des Tages die Dosis von einem Stoff namens Adenosin. „Adenosin ist der Regulator für den Schlaf-Wach-Zyklus des Körpers”, so Greve. Indem er an andere Zellen andockt, gibt der Stoff gibt den Zellen im Gehirn das Signal, dass sie den ganzen Tag gearbeitet haben und sorgt dafür, dass die Zellen weniger aktiv sind. Dadurch fühlt man sich müde und der Körper wird schläfrig. „Koffein ist der genaue Gegenspieler zu diesem Adenosin. Und zwar bindet es an dieselben Rezeptoren und sorgt dafür, dass diese Rezeptoren nicht mehr diese Signale inhibieren, sondern verstärken. Das bedeutet, dass die Zelle nicht merkt, dass sie schon viel gearbeitet hat”, erklärt Greve. Anstatt, dass die Zelle langsamer arbeitet, werden die Signale immer schneller übertragen. Das sorgt auch dafür, dass spezielle Botenstoffe ausgeschüttet werden, zum Beispiel das Glückshormon Dopamin. Die Dosis ist allerdings im Vergleich zu anderen Rauschmitteln wie Alkohol oder Cannabis sehr gering. „Nur so hoch, dass man merkt: Ich bin wacher, ich fühle mich gut und fit”, erklärt Greve.


Das Konsumieren von Koffein hat keine negativen Folgen wie schädliche Abbauprodukte für den Körper. Trotzdem gibt es Empfehlungen dafür, wie viel Koffein man höchstens an einem Tag konsumieren sollte. Die European Food Safety Authority (efsa) empfiehlt, die Aufnahme von 400 mg Koffein über den Tag verteilt nicht zu überschreiten. Eine Tasse Filterkaffee (200 ml) enthält etwa 90 Milligramm Koffein. Coretta Banoth, Ernährungsberaterin aus Magdeburg, bestätigt diese Empfehlung. Drei bis fünf Tassen normal dosierter Kaffee seien unbedenklich. Bei einer deutlichen Überschreitung dieser Dosis kann es allerdings zu „Herz-Kreislaufbeschwerden, Pulsbeschleunigung, Blutdruckanstieg, Einfluss auf die Atemtätigkeit, Kribbeln in den Fingern, also einer Stimulierung des Nervensystems und Hyperaktivität führen”, so Banoth. Zudem gebe es bestimmte gesundheitliche Zustände, in denen man keinen Kaffee konsumieren sollte. Dazu zählen „Sodbrennen, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und Magen-Schleimhaut Entzündungen”, erklärt die Ernährungsberaterin.


Aber wie sieht es mit Langzeitfolgen für den Körper bei einem täglichen Kaffeekonsum aus? An dieser Stelle können alle Kaffee-Liebhaber:innen aufatmen. Auf diese Frage wurde bei einer Konferenz, zu der die efsa im Jahre 2015 einlud und ,die die Sicherheit von Koffein als Thema hatte, ausführlich eingegangen. Dr. Monika Neuhäuser-Berthold, mittlerweile Professorin im Ruhestand am Institut für Ernährungswissenschaften der Justus-Liebig Universität in Gießen bestätigte in einem Vortrag, dass „kein erhöhtes Risiko für Schlaganfall und Herzinsuffizienz im Zusammenhang mit gewohnheitsmäßigen Koffeinkonsum” bestehe.

Allerdings kann es bei einem regelmäßigen Kaffeekonsum zu einer Art Toleranzentwicklung im Körper kommen. Greve erklärt das damit, dass der Körper natürlicherweise über den Tag hinweg Adenosin produziere, aber „dieses bindet gar nicht an die Rezeptoren und bildet deshalb viel mehr Rezeptoren aus. Um die später alle zu inhibieren, also um sie zu hemmen, braucht es viel mehr Koffein.” Es bleibt also festzustellen, dass die Wirkung von Koffein im Körper an einem bestimmten Punkt nicht mehr so stark ist. Aber mit diesem Gewöhnungsprozess des Körpers sind auch Entzugserscheinungen verbunden, die etwa 12 bis 24 Stunden nach der letzten Dosis Koffein auftreten können. Prof. Dr. Ursula Gundert-Remy, Gastwissenschaftlerin am Institut für klinische Pharmakologie und Toxikologie an der Charite in Berlin, fasste auf derselben Konferenz der efsafolgende mögliche Entzugserscheinungen zusammen: „Kopfschmerzen, Müdigkeit, verringerte Energie und Aktivität, Schläfrigkeit, Unzufriedenheit, gedrückte Stimmung, Konzentrationsschwierigkeiten, Reizbarkeit.” Solche Erscheinungen können bereits nach einigen Tagen auftreten, aber es gebe große Unterschiede in der Bevölkerung, wenn es darum geht, wie der Körper im Einzelfall reagiere.


Kann man bei Koffein also von einer Sucht sprechen? Nein. Es kann zwar zu den besagten Entzugserscheinungen kommen, allerdings gibt es viele andere Kriterien, die eine Sucht ausmachen und die von Koffeinkonsum nicht erfüllt werden. Eine abhängige Person kann einer Droge in der Regel nicht widerstehen und aus dieser Abhängigkeit entstehen Probleme, die der Person selbst oder der Gesellschaft um sie herum Schaden zufügen. Außerdem aktiviert Koffein nicht den Bereich des Gehirns, der für Belohnung zuständig ist, wie es bei anderen Substanzen der Fall ist, von denen man abhängig werden kann.

Wie bei so vielen anderen Dingen im Leben lässt sich auch beim Kaffeekonsum feststellen, dass die Menge das Gift macht. Wenn man sich an die Richtlinien hält, ist Koffein keineswegs schädlich für den Körper und abhängig davon werden kann man auch nicht.


Tabea Lechner

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