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Offenheit beim Umgang mit Drogen

Autorenbild: suchtpotenzialmdsuchtpotenzialmd

Fast Jede:r hat in seinem Leben schon einmal Alkohol getrunken oder geraucht. Doch was kann man tun, damit der Konsum nicht zum Dauerzustand wird? Was hilft, wenn Jugendliche bereits regelmäßig zur Flasche greifen und sich damit kaputt machen? Damit es gar nicht erst so weit kommen muss, gibt es Präventionsstellen. Was dort gemacht wird und wie man Süchten vorbeugen kann, erfährt man unter anderem bei der Drobs.


Foto: Kristina Koch

Ganz allgemein bedeutet Prävention: „Vorsorge“. Damit wird versucht Risiken zu verringern.

Eine Anlaufstelle für Suchtprävention in Magdeburg ist dafür die Drobs. Dort gibt es neben der Präventionsstelle auch eine Beratungsstelle.

Die Suchtprävention gliedert sich hier in zwei Bereiche. Um den ersten Teil kümmert sich Jana Valentin. Bei ihr geht es darum, Bezugspersonen von Kindern und Jugendlichen für das Thema Prävention zu sensibilisieren. Lehrer:innen und Eltern sollen erfahren, wie sie reagieren sollten, wenn ein Kind etwas tut, was ihnen nicht gefällt oder wie man die Beziehung zu einem Kind aufrechterhalten kann. Es geht um grundlegende Erziehung aus der Perspektive der Prävention.


Im zweiten Bereich ist unter anderem Stefanie Hamacher tätig. Hier geht es um die schulische Suchtprävention. Dabei wird Kindern und Jugendlichen direkt angeboten über Themen wie Alkohol oder Cannabis offen zu sprechen. Ziel dabei ist es, Jugendliche, die den Konsum von Drogen und Alkohol kritisch sehen, in ihrer Haltung zu bestärken und die, die konsumieren, ein bisschen zum Zweifeln und Nachdenken zu bringen, so Jana Valentin von der Präventionsstelle.

Im Kern sind die Mitarbeiter:innen der Prävention in Magdeburg ab der sechsten oder siebten Klasse bis zur neunten Klasse in den Schulen anzutreffen. Jedoch gibt es bei der Prävention keine Altersgrenze. Auch die Grundschulen können Veranstaltungen zum Thema Mediennutzung wahrnehmen. Außerdem spricht man hier mit den Kindern über Freundschaft, Selbstwertgefühl oder wie man lernt, Risiken einzuschätzen. Prävention befasst sich nämlich nicht nur mit Substanzen wie Cannabis oder Alkohol. Es geht auch um ganz normale Lebensthemen.


Die relevanteste Zeit sind die siebte und achte Klasse, da die Jugendlichen in dieser Zeit oftmals ihre ersten Partys feiern oder abends auch mal alleine unterwegs sind. Gerade in der Pubertät ist es daher gut, ihnen die Möglichkeit zu bieten, mit jemandem zu sprechen, bei dem sie keine Konsequenzen zu erwarten haben. Zudem ist gerade in diesem Alter das Verhältnis zu den Eltern oft angespannt, da die Jugendlichen sich ausprobieren und Regeln brechen. Sie können offen mit den Mitarbeiter:innen der Drobs reden, da diese auch einer Schweigepflicht unterliegen. Die Schweigepflicht bewirkt, dass man sich erst einmal öffnen kann, wenn man möchte, ohne rechtliche Konsequenzen befürchten zu müssen. Die Einhaltung der Schweigepflicht kommt nur bei akuter Selbst- oder Fremdgefährdung oder medizinischen Notfällen an ihre Grenze.

Offene Kommunikation über Cannabis in den Veranstaltungen © Märthe Werder

Wenn Stefanie Hamacher mit ihrer Kollegin in eine Klasse geht, dann ist es ihr wichtig, nicht einfach nur einen Vortrag zu halten, sondern die Schüler:innen mit ins Boot zu holen. „Wir greifen die Themen auf, die da kommen und wir nehmen die Themen ernst.“ Sie wollen den Schüler:innen vermitteln, dass es kein Tabu ist, offen über Drogen zu sprechen. Es werden Themen diskutiert wie: Warum ist Alkohol ein legales Suchtmittel? Warum ist Cannabis verboten? Wo kann ich mir Hilfe holen?



Solche Veranstaltungen seien ein Türöffner, sagt Jana Valentin. Zum einen, um einen Zugang zu den Jugendlichen zu bekommen und ihnen zu zeigen, es ist jemand da, der ohne Vorurteile mit ihnen über Süchte und Drogen spricht. Zum anderen aber auch zu den Lehrer:innen und Sozialarbeiter:innen an den Schulen. Denn auch die bekommen dadurch eine Idee, wo sie sich Hilfe holen können, wenn sie sich Sorgen um Schüler:innen machen. Und damit genau diese Tür offen bleibt, versucht die Drobs Nachhaltigkeit zu schaffen, indem sie in verschiedenen Klassenstufen mit unterschiedlichen Themen in die Schulen gehen. Damit sie bei den Schüler:innen in Erinnerung bleiben.

Eine wichtige Botschaft, die sie den Kindern und Jugendlichen immer mitgeben, ist: „Eine Sucht ist eine Erkrankung, die hat sich niemand ausgesucht.“ Und besonders wichtig ist es auch Kindern, die in einer suchtbelasteten Familie aufwachsen, zu sagen, dass sie nicht daran Schuld sind, dass ihre Eltern konsumieren. Es ist relevant, dieses Schuldgefühl wegzunehmen.



„Circa 30 Prozent der Kinder, die in einer suchtbelasteten Familie aufwachsen, werden später selbst eine Sucht entwickeln. Weitere 30 Prozent entwickeln eine psychische Erkrankung. Das letzte Drittel kommt relativ unbeschadet durch diese Zeit und kann später ein unabhängiges und gesundes Leben führen“, erzählt Jana Valentin. Diese Kinder werden als Resilient:innen bezeichnet. Sie haben noch ein anderes Umfeld und Ansprechpartner:innen, an die sie sich in schwierigen Situationen wenden können. Wenn die Kinder ebenfalls Hobbys ausüben und weitere Ablenkungen haben, kommen sie unter Umständen besser mit der Situation zuhause zurecht. Eine Sucht der Eltern ist demnach ein hoher Risikofaktor, aber nicht allein ausschlaggebend.


Wenn man merkt, dass eine Person, die einem nahesteht, ein Problem mit einer Sucht hat, gibt es zwei Themen. „Abgrenzung und gleichzeitig die Hand reichen“, sagt Jana Valentin. Man müsse erkennen, dass jeder Kapitän seines eigenen Schiffes sei. Man könne der Person Hilfe anbieten und sie darauf ansprechen. Es sei aber auch damit zu rechnen, dass die Hilfe erst einmal abgelehnt werde und bestritten werde, dass es überhaupt ein Problem gäbe. Daher sollte man gucken, wo die eigenen Grenzen sind. Das bedeutet auch, der Person nicht alles abzunehmen. „Die Zwickmühle ist, dass jemand mit all den subjektiv empfundenen Vorteilen konsumiert, aber keine Konsequenzen spürbar werden, weil die von den Angehörigen abgenommen werden. Daher fehlt die Motivation, etwas zu ändern“, erklärt Jana Valentin. Man sollte der Person nicht jegliche Aufgaben abnehmen, um zu versuchen ihr alles leichter zu machen. Die Person müsse selbstständig einen Weg raus aus der Sucht finden. Das sei besonders für die Familie schwer. Das Wichtigste dabei sei, den Menschen, die Hilfe suchen, diese anzubieten. Ihnen zu symbolisieren: „Meine Tür steht immer offen für dich, du kannst jederzeit zu uns kommen.“



| von Märthe Werder

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